Jedes Museum ist stolz, wenn es eine Sammlung im kompletten Zustand vorweisen kann. Das Schachmuseum hat in ihrem Bestand auch die Zeitschrift „Schach“.
Diese Zeitschrift wurde ab April 1947 als „Schach-Express“ begründet und vom Express-Verlag herausgegeben. Sie kostete pro Ausgabe 50,- Pfennige und erschien zweimal im Monat. Ab Januar 1951 und dem 4. Jahrgang wurde sie vom Sportverlag herausgegeben. Noch im gleichen Jahr, erhielt sich mit der 1. Septemberausgabe auch den neuen Namen und bis zum heutigen Tag gültigen „Schach“. Dieser wurde allerdings mit unterschiedliche Subtitel „veredelt“.
Im Jahre 2020 erscheint sie immerhin schon im 74. Jahrgang. Alle diese Jahrgänge sind in gebundener Form im Schachmuseum zu finden und für jedermann einsehbar.
Dennoch brachte kürzlich ein Gespräch mit dem langjährigen Chefredakteur und ehemaligen Fernschachweltmeister Horst Rittner Neues zu Tage. Denn die Zeitschrift erschien in den Jahren 1989 und 1990 in etwas veränderter Form zusätzlich für den Markt von Westberlin und der Bundesrepublik.
Dankenswerter Weise stiftete Horst Rittner diese beiden besonderen und sehr seltenen Jahrgänge dem Schachmuseum Löberitz. Sie erhalten die Registrierungsnummern LSBN 3896 und LSBN 3897.
Der größte Unterschied dürfte im Preis liegen. Während die Zeitschrift in der DDR schon über viele Jahre 1,20 Mark (Umgangssprachlich auch Mark der DDR.) kostete, war die Westausgabe für 4,50 DM (Deutsche Mark) zu haben. Das war entgegen der DDR-Mark hartes Geld und der Verkauf beim „Klassenfeind“ sollte wohl den ständigen Devisenmangel lindern.
Ein weiterer Unterschied waren bei den Westausgaben die etwas dickeren Umschlagseiten. Die vordere Innenseite, die in der normalen Ausgabe das Impressum und das Inhaltsverzeichnis enthielt, diente der Werbung. Die Seiten 1 mit dem politisch angehauchten Leitartikel „Das aktuelle Thema“ und die Seite 2 mit irgendwelchen Erfolgsmeldungen entfielen gänzlich. Das Heft begann dann tatsächlich mit der Seite 3 und endete mit den Rubriken „Aus Nah & Fern“ und einer Buchvorstellung auf der Seite 40.
Nicht mit veröffentlicht wurden die Seiten 41 bis 45 mit den Themen „Fernschach“ und der Rubrik „Aus den Bezirken“.
Dafür folgten eine nicht paginierte Seite mit dem Impressum und das Inhaltsverzeichnis. Eine weitere Seite und die hintere innere Umschlagseite enthielten zusätzliche Werbung. Die äußere hintere Umschlagseite mit Abbildungen von Schach-Briefmarken war dann wieder mit der Hauptausgabe identisch.
Diese Zweigleisigkeit endete mit der Juni-Ausgabe 1990. Nach der vollzogenen Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der DDR und der BRD am 1. Juli 1990 gab es bei der Juli-Ausgabe eine „Wiedervereinigung“. Ab dieser Zeit erhielt die Zeitschrift einen glänzenden Einband und den nun überall geltenden Preis von 4,50 DM.
Auch bei der Vergabe von Subtitel kam Bewegung ins Spiel. Ab 03/90 kam zum „Schach“ der Untertitel „Fachzeitschrift des Sportverlages“ und ab 07/90 „Der königliche Ratgeber für jeden“ hinzu.
Eine interessante Episode in der Geschichte der Zeitschrift war damit beendet.
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